MALEREI
Santa Fe and ‚The 4 Corners‘
Inhaltsverzeichnis
Die Entscheidung, nach Santa Fe zu ziehen, kam eher plötzlich. Ich war nicht unglücklich mit Bob, aber sein bester Freund zu sein war nicht genug und die Kunstszene in Seattle nichts wofür es sich gelohnt hätte zu bleiben.
Eines Tages hatte ich dann einfach genug und etwas später fand ich mich in einem kleinen Haus ausserhalb von Santa Fe mit einem etwas dysfunktionalen Kollegen und seinen zwei grossen schwarzen Hunden wieder. Alles andere als ,chic’, lebte ich nun zwischen ‚Arroyos‘, ‚Choyas‘ und den niedrigen Hollunder-Tannen in einem Zimmer mit einem Fenster, dass mir bei jedem Sonnenaufgang die karge Schönheit dieser Landschaft gnadenlos vor Augen führte. Mit anderen Worten, ich hatte die Schwelle überwunden, sodass es wohl wieder an der Zeit war, nun mit meinem Auto eine weitere Reise hinaus in die unterschiedlichen Rottöne der Wüste zu unternehmen:
Ich kannte das alte Santa Fe, als noch keine Smog-Wolken von L.A. über die Sandias Berge drückten und das Licht ebenso magisch wie seine Kunst war, vom Hörensagen. Damals, als Georgia O’Keeffe eben dort angekommen war und der Alltag einfach und billig dahinfloss, mit gerade genug Touristen, dass man sich irgendwie durchwursteln konnte.. Inzwischen hatte sich all das zu einer durchinszenierten Industrie gemausert, welche ihre Mischung aus spanischem Katholizismus aus dem 17. Jhdt. und einer auf Vermarktung ausgerichteten Ureinwohner-Spiritualität dazu benutzte, die lokale Version von ‚Shabby Chic‘ als etwas wie Stil zu vermarkten.
Nach der Zerstörung von allem, was hier einst war, wurde die in ihrer Nacktheit beeindruckende ‚High Mesa‘-Öde systematisch zu einem Produkt für Massentourismus umfunktioniert. Vergessen war das schulterhohe Grasland mit seinen Gazellen und Büffeln – und das hatte auch so zu bleiben. Die Bohnenbauern, welche das Land bis aufs Blut ausgebeutet hatten, waren inzwischen mit ihm zu Grunde gegangen. Irgendwann nach 1950 bedeckte man die spanischen Backsteinhäuser der Stadt, ja selbst die Kirche, mit Adobe-Lehm und bald sah alles irgendwie nach ‚Pueblo‘, also vage ureinwohnermässig aus und die Fremden liebten es für die 4 Stunden oder 4 Tage, welche sie dort verbrachten; mich mit eingeschlossen..
Der Kunstmarkt hatte seine lokale Schrulligkeit nicht im Guten überwunden und abgesehen von ein paar wenigen noch ernsthaften Gallerien, war das Thema auch hier das ‚schnelle Geld‘. Aber noch war es hin und wieder ergreifend, dort zu leben und noch gab es jene seltenen Momente, wie wenn erste Frühlingstage dem Winter schon im Februar begannen ein Ende zu machen, ohne dass Touristen davon Wind bekommen hätten.. Dann war da eine Stille in den kleinen Kaffees an der Canyon Road, die einen sitzenbleiben und zuhören liess. Oder wenn die Winde unablässig über Wochen wehten und der am Himmel fallende ‚Phantom Rain‘ weggetrocknet, nie den Boden berührte.. Wenn die Trockenheit Boden und Lippen brüchig und die Menschen immer gereizter werden liess. Und genau zu der Zeit kommen die Blumen aus der sonst rostigen Erde und öffnen sich und ihre Pollen dem Wind! Man ringt um Fassung, umgeben vom unzerstörbaren Zauber dieser Gegend! Es brauchte ein paar Jahre bis mir eine gute Freundin klar machte, dass dies nichts für mich sei und dann noch ein weiteres, bis ich mit dem ‚Grand Canyon‘ und all dem drum herum, einschliesslich Anasazi Erbe, und vor allem mit der ‚Island in the Sky‘ [1] erst mal abgeschlossen hatte und die Nöte meiner Familie eine kurze Rückkehr in die Schweiz als sinnvoll erscheinen liessen. Es sollte jedoch dann wieder anders kommen..
1 + 2:Diese beiden Bilder machen zusammen ein Diptyque und bilden mit 5 + 6 das Santa Fe Quartett; können aber auch als getrennte Diptyques hängen.
Bei 1 + 2 besteht eine vage Beziehung zu ‚Yin und Yang‘:
1: Eine Ebene, im Hintergrund die Cerrillos Hügel und Berge. Ein vereinzelter Baum und ein Himmel voller tanzender Wolken. Alles ist dynamisch und steht so im Gegensatz zu 2. 3. Ist das Ölbild dazu.
2: Der Blick über das Gallisteo Becken, wie es sich vor uns öffnet in seiner ganzen Weite: Ruhe und Introspektion fallen nun ins Gewicht. Hügelzüge begrenzen das Rund.. Der Himmel atmet gleichmässig in seiner Ruhe.
3: zeigt die Cerrillos Hügeln. Durchlöchert von Türkis-Minen, mit einem der beiden grossen Heiler: die Wacholder-Tanne. Dies übersetzt meine Beziehung zur Nativo-Kultur. Hopis und Zunis mit ihrer Spiritualität kommen mir hier entgegen. Die Toas Pueblo- und Navaho-Kulturen sind aggressiver und böse, zürnen beim Verkauf der eigenen Seele und bleiben auch mal sperrig, was nachvollziehbar ist. Dort, und so nah genug am Alltag, hört man von Dingen wie Kindsmisbrauch und all den anderen Schrecken, die mit der Armut entmachteter Kulturen einhergehen. Ungeachtet der Zerstörung und ist trotz allem was da: Noch leuchtet die Erde und wenn alles stimmt, fällt es plötzlich ins Auge. Eine ruhige Kraft scheint aus den Hügeln aufzusteigen. Die Sandias Berge halten noch etwas gegen den Druck des Bösen im Westen.. Im Himmel tanzen verspielte Cirrus-Wolken.. Hier spürt man viel Zeit, etwas, das schon viel überstanden hat und warten kann. Es war ein selten überwältigender Moment, der ein Schimmer von Hoffnung in sich trug.4: ist ein Echo von dem, was ich vom Erbe der ,Conquistadores’ gesehen habe: In über 200 Jahren in Neu Mexiko konnte sich ihr Spanisch nicht weiterentwickeln, weil einfach zu wenige Menschen es sprachen und nach wie vor verstehen sie sich untereinander. Mit dem Machismo, der von Mexiko hinauf weht, der Grausamkeit der sich selbst peitschenden Pendente und der rührenden Kraft ihrer Heiligenbilder, krallt sich die Kultur an die Erde, welche ihnen die ‚Gringos‘ wegnahmen und nehmen, inzwischen mit ihren Adobevillen, dem immer spärlicher werdenden Wasser und den explodierenden Steuern für ihre Häuser, welche ehrenwerte Väter zum durchforsten von den parkierten Auto der Touristen zwingen, um ihre seit 5 oder mehr Generationen in der Familie verlieben Häuser über die nächste Runde zu bringen. Die Täter von einst, sind längst hilflose Opfer!
Was von diesem Bild bleibt, ist das Blutrot der Blumen unter den Choias, den Röhren-Opunzien, mit den Bäumen im Mittelgrund, welche entfernt an das letzte Abendmal erinnern und all das vor der endlosen Weite, die erst an den Bergen der Ostküste wieder endet.. All das spricht von Verzweiflung und verbittertem Widerstand unter dem ‚Phantom Regen‘.. [2]
5, Snake Mesa sieht man im räumlichen Zusammenhang auf 11 Blatt Santa Fe, Herbst Lärchen (1992). Unmittelbar davor wirkt der Tafelberg überraschend klein. Ein Freund hatte in einer Casita Zuflucht gefunden, also zeichnete ich dort ein paar Blätter. Der kleine violette Fleck ist ein Eingang zu einer Höhle, welche für die Nativos Tabu ist, da in ihr eine ‚Spirit Schlange’ leben soll. Dieser dunkle Koloss, der über der überraschenden Leichtigkeit an seinem Fuss thront, hatte auch für mich immer etwas Unheimliches.
6: Santa Fe, Arroyo, Galisteo Basin: Ein ‚Arroyo‘ bezeichnet einen kleinen Flusslauf, der meist ausgetrocknet ist. Im Flussbett wachsen Sträucher und Büsche.. Wir sehen die Abbrüche, welche die immer wieder heranstürzenden Fluten hinterlassen haben.. Irgendwo, oft weit weg, regnet es und scheinbar aus dem Nichts fliesst durch den Arroyo ein wilder Bach.
Oft genug kommen so Menschen und Tiere zu Schaden. Tags darauf, oder auch nur nach ein paar Stunden, ist alles wieder trocken und beim Alten. Meist übersteh’n Büsche das Wasser; Leben kommt zurück an die Oberfläche! Dahinter erstreckt sich das Galisteo Basin..
7: Nördlich und etwas westlich von Santa Fe, eine Spur draussen am Ende der Ebenen: Der Vordergrund ist flach gehalten, liesst als Erdenrund. Weiter weg erscheinen beidseitig Hügel, welche auf eine unsichtbare Senke dazwischen verweisen, aus der ein abgerundeter Spitz ragt. Raum in einer Landschaft ist immer auch Zeit: Die Zeit, die es braucht, um ihn zu durchqueren. Das, was man von der Senke hinter jenen Hügeln nicht sieht, macht die Zukunft ungewiss. Der sanft aufsteigende Spitz wird so zum Versprechen, dass es dort, trotz der Weite des Himmels, etwas hat, das uns weiterziehen lassen wird. Über der Unermesslichkeit steht der Abendstern, die Venus als Möglichkeit menschlicher Nähe.
8: Santa Fe, das ‚Valle Grande‘! Nur ist dies kein Tal, sondern ein Krater. Oder wohl eher eine Gruppe von Kratern, die im Laufe der Zeit eingebrochen sind und dies riesengrosse Rund hinterlassen haben. Der aufmerksame Betrachter erspäht in einem der wandernden Lichtkegel, kurz vor dem gegenüberliegenden Rand, knapp noch eine Kuhherde..
9 + 10 wurden in den Cerrillos Hills gegen Ende meines Aufenthalts ausgeführt. Ich war zu gleichen Teilen verzaubert wie entsetzt über das, was ich dort fand..! Dies Ödland ist stark, trotzdem wurde meine Reaktion auf diese von Menschen verursachte Wüste dadurch nicht sentimental: Man muss beides sehen können! Die Härte der Rücksichtslosigkeit, aber auch die Lyrik.. die Verzauberung! Und über allem hängt der ,Phantom Rain’ [3]
9: Santa Fe, Locoweed war eine, für mich mögliche Sicht auf dies ewig doppelschneidige Schwert: Choias, Röhren-Opunzien, stehen wie Ballerinas auf der Weite dieser Bühne. Hinten auf den Hügeln, Wacholdertannen! Ein helles Band trennt diese beiden Erlöser über Zeit, welche über Jahrhunderte die Erde wieder zum Leben erwecken können. Über allem fällt Phantom Regen, der wie ein sinnentleerter Vorhang immerhin das Gefühl von Drama unterstützt. Ganz vorne, von der Trockenheit an die Oberfläche gelockt, zeigen sich scharlachrote Wüstenblumen. Als Kontrast daneben, ein Befall violetter Blumen, dem so genannten ‚Locoweed‘, dem Unkraut des Wahnsinns. Denn nachdem Kühe es gefressen haben, verdrehen sie ihre Augen und schäumen aus dem Mund, um schliesslich elendiglich zu sterben..
10 ,Phantom Rain’ in den Cerillos Hlls: Ein Arroyo harrt vergeblich seiner Bestimmung. Der Regen scheint im Kommen. Doch die Erlösung lässt auf sich warten.. Und der Wind nimmt nicht ab.. Hinten Berge und davor die Snake Mesa. Über dem Land, übersät mit bös-stachligen Choias, streifen Rillen von Licht! Sturm! Die Wolken sind ‚geladen‘, vermitteln ‚Emociòn‘, aber noch immer kein Nass; alles stösst an Grenzen!
11: Herbstlärchen in den Sangre de Cristo, den Bergen hinter Santa Fe.
„Was immer sonstwo auf der Welt geht, geht sowas von gar nicht in der Wüste“, ist der deutlichste Ausdruck jenes ‚Long Suffering Spirit‘, der die Grausamkeit dieser Öde auf seiner Seite weiss und nur die Dummheit, wie sie in der Gegend ihr Unwesen treibt, kann sich endlos den Kopf am selben Problem anschlagen.. [4] Deshalb muss man vorsichtig sein, wenn man in Beziehung zu Santa Fe das Wort ‚Spirit‘ in den Mund nimmt, ist es doch dort vor allem dazu da, alles Mögliche von guter Kunst bis Schrott-Keramik an Mann/Frau zu bringen. Doch hier ergab sich unerwarteterweise plötzlich die Möglichkeit, etwas zum Thema aufzuzeigen und so liess ich es zu, denn diese Doppelbödigkeit hat auch Tiefe und Weitsicht, etwas, dem Touristen nach Möglichkeit aus dem Weg gehen, das sich jedoch und trotz allem irgendwie hält. Und hier war all das da: Bald fällt Schnee.. Wo sonst die Sonne des Abends den Baumbestand schwarzrot wie das ‚Blut Christus‘, das diesen Bergen ihren Namen gibt, aufleuchten lässt, breiten sich die grossen Lärchen-Bestände längst tiefgelb aus und warten ab. Wenn man sich Zeit lässt und achtsam dort hinauf fährt, ist all das oft nur berauschend! Dazwischen und davor immergrüne Tannen; die ‚Snake Mesa‘ weit unten auf der Ebene! Welle um Welle sucht die Kälte nun ihren Weg vom ersten Weiss der stolzen Berge hinunter.. Lagen um Lagen lassen die Lärchen nun ihre Nadeln fallen. Für ein paar Augenblicke ist ‚Mensch sein‘ wieder gar nichts mehr. Wir werden zur Fussnote, die wir sind! Und über allem fächert sich eine Wolkenkrone auf, in der sich nur einer der beiden ‚Sonnenhunde‘ zeigt..
12; 13 a/b : Die Route 66 ist eine Idee und nirgendwo zeigt sie sich so klar wie im Südwesten. Ich brauchte 2 Tage für 2 Zeichnungen (17 a/b), da das Thema offensichtlich Raum benötigt und Detail verlangt. [5] ‚Phantom Rain‘ ist ja auch im Spiel.. deshalb überall Blumen. Da dieser Ort genau den offiziellen Vorstellungen der USA entspricht, liegen Gott und Teufel wieder mal im Detail (siehe den ‚Dustdevil‘), welches Ort und Thema ja immer erdet.
14: White Sands ist eine Gipswüste und das Blatt ist schwerer, weil sich der Gips im Wind mit der Farbe mischte. Bei Vollmond konnte man dort schlafen und alles, was dann noch zu hören ist, ist das eigene Herz. Es gibt dort kleine, weisse und giftige Schlangen, aber es übernachten trotzdem jede Menge Leute dort. Ich malte das Bild am späten Nachmittag mit Blick nach Westen – war mir weiss genug!
15: Zion Canyon ist ein unzugänglicher Ort, welchen die Pilgerväter der Mormonen, dem unwegsamen Terrain zum Trotz, fanden und zu dem man inzwischen per Auto durch eine Serie von Tunnels mit Gallerie-Ausblick kommt. Die meisten Menschen haken diesen Garden Eden mit allem anderen einfach ab. Ich nahm auf einer meiner Reisen meine Mutter dorthin mit. [6] Es war Frühling und die Bäume blühten und, ja, wir hatten beide den Eindruck, in einem Paradies zu sein. Am Ende des Tals kommt durch einen Canyon ein Bach ins Tal, wo meist etwas Wasser fliesst. Diesen steigt man Stein um Stein hoch.. Allerdings kann da, nach dem ‚Arroyo Prinzip‘, plötzlich ein ICE aus Wasser durch das Tal donnern und deshalb sind immer wieder ‚Polizei-Lichter‘ installiert, mit der Warnung ‚Wenn’s blinkt, dann aber raus..!‘. Ich fand diese Nische, aus der ich über den vorbeifliessenden Bach und einen zweiten, kleineren, der von der Anhöhe oben dazu stösst, sah.. Ich hatte dort eine ähnliche Erfahrung, wie ich sie in Longbeach, Oregon hatte. [7] Die Stimmung trifft den Ort, darum konnte ich mich nie vom Blatt lösen..
16: Die ‚Island in the Sky‘ [8] ist wohl mein Allerheiligstes im SW der USA. Von dort streckt sich der Machtbereich des ‚Cocopelli‘ [9] bis weit nach Mexiko hinunter. Es ist ein Ort, an dem das verschämt-deutsche Wort ‚Kraft’, wie in ‚Kraftort‘, ganz klar zum Machtort wird – und keine esoterische Kuh kann das weg schlecken! [10] Dies ist ein Ort, an den ich immer wieder werde heimgehen wollen, was wohl kaum mehr möglich sein wird. Ich habe dort etwas Grundsätzliches verstanden und es hängt manchmal wie ein Fluch oder ein Zauber über mir! Die Canyonlands erstrecken sich von etwa dort über den Grand Canyon und weiter hinunter aus und wie jeder ‚Grüne Mann‘ spielt auch er seine Flöte, umgeben von friedlichen Tieren. Dieser ,Ton’ ist denn auch das Thema des Blatts.. Wie alle Blätter aus der Gegend, ist das technisch Aufwendige der Zeichnung irreführend. Da ist immer etwas Verdecktes, dass das eigentliche Thema ist..
17: Der ‚Grand Canyon‘ von der Südseite aus. Die Nordseite war noch zu. Dies war meine erste 12-Stunden Nonstop-Zeichnung, von 06.00 bis 18.00 Uhr! Während der zweiten Tageshälfte nahm ich die Information, welche mir die helle Seite gab und projizierte sie auf die dunkle, und umgekehrt. Ich war im Südwesten angekommen! Ich war allein und in meinem Auto unterwegs und die Freiheit war real spürbar.. Den Grand Canyon zeichnen kann überwältigend sein, aber er ist vor allem eine Fleissarbeit: Bogen um Bogen um Bogen.. schier endlos. [11] Aber es tat gut, meine kreativen Muskeln zu spüren und zu wissen, ich würde mich allem dort stellen können..
18: In der Wüste etwas südlich von Las Vegas, mit Blick nach Süden. Als ich 1979 dort unterwegs war, wollte ich nach all den Plastik-Tagen in ‚Sin City‘ doch noch etwas ehrliche Arbeit machen – auch wenn das Essen dort gut und billig gewesen war. Es war der Anfang von etwas, das bis Ammel ein zentrales Anliegen blieb: Eine Landschaft, geteilt von einer Strasse..! Es gibt da eine grosse Sehnsucht, die alle Strassen vor uns, hinaus ins Nichts einer endlosen Weite, auslösen und selbst Ammel, wo die Strassen gerade etwas mehr als ein Auto breit sind und man mit zwei Rädern aufs Feld muss, um aneinander vorbei zu kommen, hat verblüffenderweise seine Variation davon. Dort ist es allerdings das Alter der Strassen, zurück aus der Zeit von Pilgern und Ochsenkarren, die deren magischen Verlauf diktiert. [12] In diesem Bild ist es ganz klassisch das Schwarz, das weit zu den hin Bergen drängt, zusammen mit den langen Schatten des Abendlichts..
1. 1 L StFe 1 Galisteo (CH) 1991
No 1 und No 2 sind an der Cerrillos Road südlich von Santa Fe entstanden und sieht weiter nach Süden ins Galisteo Basin und sein ‚Reserve‘. Es zeigt die Weite und Gelassenheit einer Jang [1] Energie. Vieldeutig angelegt verschiebt sich das Bild je nach dem Moment-. Es scheint fast leer und langweilig und das ist gut so..!
2. 2/ 1R StFe 2 Cerillos Hills (Ch) 1991
No 15 zeigt nun die Dynamik einer Jing [2] Energie: Den blassen Hügeln, welche die ferne Weite bestimmen, ist ein einzelner Baum gegenüber gestellt.. Seine Wurzel liegt unterhalb des unteren Bildrands, die Äste wachsen am oberen Fünftel, über den oberen Bildrand hinaus.. Der Baum ist letztlich nun ein vertikaler ,Haag’, da auch er den Betrachter jenseits des Bildes hält.
3. 3L StFe 3 (CH) 1991.
No 3 ist ein ,Kugelbild’: Der grosse Tannen-Hügel wird oben zum Erdenrund, das eine untere Hälfte erahnen lässt. Hinten sind die Sandias bei Albuquerque. Links ein Bergzug, Teil der Cerrillos Hills. Darunter, unsichtbar, eine Türkis-Mine. Zwischen den beiden Hügeln liegt ein Sattels: Wir sehen den linken ‚Hoger’ von hinten und den rechten von vorne, beide bedeckt mit Wacholder-Tannen.
4 / 3R StFe 4 (CH) 1991.
No 4 hat denselben Himmel, Wolken und Phantom-Regen alle der 4 Bilder.. Die deswegen anhaltende Trockenheit des Frühlings, lässt Lippen und Erde aufspringen und die Blumen blühen. Hier kommt nun der andere Retter des Erdgrunds ins Spiel und zwar gleich als kleine Armee: Die Choia, die Röhren-Upunzie.
5 Santa Fe Snake Mesa 1992
Snake Mesa sieht man im räumlichen Zusammenhang auf 11 Blatt Santa Fe, Herbst Lärchen (1992). Unmittelbar davor wirkt der Tafelberg überraschend klein. Der kleine violette Fleck ist ein Eingang zu einer Höhle in der eine ‚Spirit Schlange’ leben soll..
6 Santa Fe Arroyo Galisteo Basin 1991.
Ein ‚Arroyo‘ bezeichnet einen kleinen Flusslauf, der meist ausgetrocknet ist. Im Flussbett wachsen Sträucher und Büsche.. Wir sehen die Abbrüche, welche die immer wieder heranstürzenden Fluten hinterlassen haben.. Irgendwo, oft weit weg, regnet es und scheinbar aus dem Nichts fliesst durch den Arroyo ein wilder Bach.
7 Santa Fe Just west of the Plains 1992
7: Nördlich und etwas westlich von Santa Fe, draussen am Ende der Ebenen: Der Vordergrund ist flach gehalten, liesst als Erdenrund. Weiter weg erscheinen beidseitig Hügel, welche auf eine unsichtbare Senke dazwischen verweisen, aus der ein abgerundeter Spitz ragt. Raum in einer Landschaft ist immer auch Zeit.. Über der Unermesslichkeit steht der Abendstern, die Venus, als Möglichkeit menschlicher Nähe.
8 Santa Fe Valle Grande 1992
Das ‚Valle Grande‘! Nur ist dies kein Tal, sondern ein Krater. Oder wohl eher eine Gruppe von Kratern, die im Laufe der Zeit eingebrochen sind und dies riesengrosse Rund hinterlassen haben, wo Kühe weiden.
9 Santa Fe Loko Weed Cerillos Hlls1 1992
9: Santa Fe: Choias, Röhren-Opunzien, stehen vorne auf der Weite. Hinten, Wacholdertannen! Ein helles Band trennt diese beiden, welche, irgendwann, die Erde wieder erwecken könnten. Über allem fällt Phantom Regen. Ganz vorne, von der Trockenheit an die Oberfläche gelockt, Wüstenblumen. Daneben, ein Befall violetter Blumen, dem so genannten ‚Locoweed‘. Nachdem Kühe es gefressen haben, verdrehen sie ihre Augen, schäumen aus dem Mund, um elendiglich zu sterben
10 Santa Fe Phantom Rain Cerillos Hlls2 1991
10 ,Phantom Rain’ in den Cerillos Hlls: Ein Arroyo harrt seiner Bestimmung, aber der Regen scheint nur im Kommen. Und der Wind nimmt nicht ab.. Am Horizont Berge und davor die Snake Mesa. Das Land ist übersät mit bös-stachligen Choias! Sturm! Die Wolken sind ‚geladen‘, aber noch immer kein Nass..!
11 Santa Fe Herbst Lerchen Sangre di Christo 1991
11: Herbstlärchen in den Sangre de Cristo, den Bergen hinter Santa Fe: Wo sonst die Sonne des Abends den Baumbestand schwarzrot wie das ‚Blut Christus‘ aufleuchten lässt, nun nur noch die grossen Lärchen-Bestände, längst tiefgelb. Bald fällt Schnee.. Dazwischen und davor immergrüne Tannen: Die ‚Snake Mesa‘ unten auf der Ebene! Und über allem fächert sich eine Wolkenkrone auf, in der sich nur einer der beiden ‚Sonnenhunde‘ zeigt..
13a Route 66R GoSt ,1990. 13b Route 66R GoSt ,1990
12; 13 a/b : Die Route 66 ist eine Idee und nirgendwo zeigt sie sich so klar wie im Südwesten. ‚Phantom Rain‘ ist ja auch im Spiel.. und deshalb wieder, überall Blumen. Dieser entspricht Ort genau den offiziellen Vorstellungen der USA..
14 White Sands 1991
14: White Sands ist eine Gipswüste und das Blatt ist schwerer, weil sich der Gips im Wind mit der Farbe mischte. Bei Vollmond konnte man dort schlafen und alles, was dann noch zu hören ist, ist das eigene Herz. Ich malte das Bild am späten Nachmittag mit Blick nach Westen..
15 Zion Canyon 1989
15: Zion Canyon ist ein unzugänglicher Ort, welchen die Pilgerväter der Mormonen, dem unwegsamen Terrain zum Trotz, fanden und zu dem man inzwischen per Auto durch eine Serie von Tunnels mit Gallerie-Ausblick kommt. Am Ende des Tals kommt durch einen Canyon ein Bach ins Tal, wo meist etwas Wasser fliesst. Ich fand diese Nische, aus der ich über den vorbeifliessenden Bach und einen zweiten, kleineren, der von der Anhöhe oben dazu stösst, sah..
16 The Island in the Sky 1989
16: Die ‚Island in the Sky‘ [3] ist wohl mein ,Allerheiligstes’ im SW der USA. Dies ist ein Ort, an den ich immer wieder werde heimgehen wollen… Ich habe dort etwas Grundsätzliches verstanden und manchmal hängt es wie ein Fluch oder ein Zauber über mir! Die Canyonlands erstrecken sich von etwa dort über den Grand Canyon und weiter nach Süden aus und wie jeder ‚Grüne Mann‘ spielt auch ‚Cocopelli‘ [4] seine Flöte, umgeben von friedlichen Tieren..
17 Grand Canyon, S. Rim 1989
17: Der ‚Grand Canyon‘ von der Südseite aus. Ich war zum ersten Mal allein in meinem Auto unterwegs und die Freiheit war real spürbar.. Den Grand Canyon zeichnen kann überwältigend sein, vor allem weil er Bogen um Bogen um Bogen.. eine Fleissarbeit ist. Aber es tat gut, meine kreativen Muskeln zu spüren und zu wissen, ich würde mich allem dort stellen können..
18 South of Las Vegas 1979
In der Wüste etwas südlich von Las Vegas, mit Blick nach Süden. Als ich 1979 dort unterwegs war, fand ich, was in meiner Arbeit bis heute ein zentrales Anliegen werden sollte: Eine, von einer Strasse geteilte Landschaft.. Es gibt da diese Sehnsucht, die alle Strassen vor uns auslösen.. In diesem Bild ist es ganz klassisch das Pechschwarz, das weit bis zu den hin Bergen drängt.. Dazu die langen Schatten des Abendlichts..