MALEREI
La France
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Es gibt Orte, die mich eigentlich nicht besonders interessieren. Dazu gehört diese übergrosse Badewanne, Mittelmeer genannt. Ich bin ein Nordländer und mit Ausnahme des Genfersees gibt es für mich schon südlich des Juras nicht viel, das mich anzieht. Tobi hat mich ins Kloster Königsfelden bei Windisch geschleppt, wo die Vitrinen mich tief trafen und ich hab mich revanchiert, indem ich darauf bestand, dass wir zur eben gereinigten Kathedrale von Chartres fahren. Südlich von Avignon reisst meine Geduld eigentlich mit ,La France’, aber 1993, eben zurück in der Schweiz, entschied das Leben, dass ich da nicht mitzureden hätte..
Kaum zurück, traf ich einen mehr als gut aussehenden, in Marokko geborenen und jetzt als Kleinkinderzieher in Genf arbeitenden Mann, der wusste, was er wollte..! Nachdem die grundlegenden Grenzen für eine Beziehung gezogen waren, wurde klar, dass er zudem Malunterricht von mir erwartete, was kein Problem war. Er hatte durchaus Erfahrungen, aber nicht mit Landschaften.. Nur hatte er zu allem Übel eine Wohnung in der Nähe von Port Grimaud, dem Plastik-Pastiche eines provenzalischen Fischerdorfs, mit privaten Inseln und knapp essbarer Eiscreme. Östlich von Saint Tropez begann, was er ‚La Cote Infernale‘ nannte.. Brigit Bardot hatte die Strände diesseits gerettet und als ich dort war, wurde sie mit Tamarinden im grossen Stil renaturiert. Es war hübsch dort, nur, was mich störte, war das Mittelmeer, wo keine Muscheln am Stand zu finden sind.. Aber was tut man nicht alles aus Liebe. Er reagierte auf meine zugekniffenen Augen, wann immer das Thema aufkam, in dem er mich auf dem Weg dorthin an Orte mitnahm, von denen ich oft nie auch nur gehört hatte. Allerdings, über die Camargue hatte ich Filme gesehen, was mich allerdings nicht für das tatsächliche Rhone Delta vorbereitete.
F1 - F2
‚F1 Le Camarque 1993’ entstand dort, wo die letzte Strasse ihren Geist aufgibt und die gestreckten Landzungen allmählich von Wasserrinnen verschluckt zu nur noch Meer wurden. Der Himmel las grün, was alle Knöpfe in mir drückte und so liess ich all die Flamingos, Flamingos sein und das Blatt entstand. Unsere Beziehung nahm wieder Fahrt auf. Im Jahr darauf spielt er Vabanque und nahm mich, durch die Schlucht der Ardeche, mit in die Auvergne mit Vulkanen und Schimmelkäse. Grosse Leidenschaft in alle Richtungen: ‚F2 L’Ardeche 1994‘ ist eine meiner besten Arbeiten überhaupt und ich wollte schon immer ein 2 Meter hohes Öl malen, sobald ich alt sein würde. Na ja..?
F3 - F5
‚F3 Auvergne 1994‘ zeigen einen Vulkankrater, durch den sich während der Eiszeit ein Gletscher durchgebohrt hatte.. Es wirkte irgendwie verunsichernd und der Schatten im Vordergrund machte es dann noch unheimlicher.. ‚F4 Auvergne, Pubs de Dôme 1994‘ entstand ebenfalls auf dieser Reise.. Und während des Jugoslawien Kriegs! Wohl deshalb fallen in beiden Bildern Schatten, ohne dass Wolken zu sehen wären, was für mich als Metapher stimmte. 1995 lud eine Freundin, welche aus der Gegend stammte, uns nach La Rochelle und auf ihre Ile de Re ein. Danach verloren wir uns in der Charente Maritime, wo Kanäle im Winter aus Dörfern Inseln machten und endeten im Venise Verte, wo eben diese eine verwunschene Welt zuliessen: ‚F5 Charante Mtm Venice Vert 1995‘ entstand dort, aber irgendwann war mir klar, dass Strandferien so oder so nicht mein Ding waren..